Als weltoffenes Gymnasium mit bilingualem Zweig liegt es uns am Herzen, unsere Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, für eine etwas längere Zeit das Ausland zu besuchen. Dabei können sie nicht nur ihre sprachlichen Fähigkeiten anwenden und neue Kulturen kennen lernen, sondern auch ihren Horizont erweitern. Viele haben durch den Besuch des bilingualen Bildungsganges schon eine hohe Sprachkompetenz im Englischen erworben und möchten diese gerne anwenden und weiterentwickeln. Doch auch nicht-englischsprachige Ziele sind durchaus eine Option. Gleichzeitig begrüßen wir auch Gäste aus verschiedenen Ländern, die für einen längeren Zeitraum unsere Schule besuchen und damit internationale Impulse am GymBo einbringen.
Natürlich ist es für Jugendliche und ihre Eltern ein großer Schritt, sich auf solch eine Herausforderung einzulassen, weshalb eine gute Vorbereitung eines solchen Aufenthaltes äußerst wichtig ist.
Gabriele Prisinzano aus Italien und Anastasia Katcharava aus Georgien verbringen einige Monate am GymBo. Lenni Weimann könnte eigentlich die EF besuchen, weilt aber in Kanada. Ronja Remy und Levi Bermann hat es gar nach Brasilien und ins ferne Japan verschlagen.
Gemeinsam berichten unsere Schüler/innen, was ihnen bei einem Austausch wichtig ist. Lesen Sie dazu auch die Ausgabe Nr.9 (Oktober 2024) unseres Schulmagazins „Mailbox“.
Warum hast du dich entschieden, ein Auslandsjahr zu machen?
Anastasia: In Zukunft möchte ich im Ausland studieren und ich dachte, es wäre eine tolle Erfahrung, ein Austauschjahr gemacht zu haben, während ich noch Schülerin bin. Im Laufe des Jahres lerne ich, allein zu leben, ohne meine Familie, werde unabhängiger. Ich kann mich Herausforderungen stellen und vor allem sehe ich, wie es ist, im Ausland zu studieren und die Sprache fließend zu sprechen, damit es in Zukunft einfacher wird.
Gabriele: Ich möchte mein Deutsch verbessern, neue Leute und kennenlernen und Erfahrungen sammeln
Ronja: Ich habe mich für ein Auslands-Halbjahr entschieden, weil ich gerne mal etwas Neues sehen und erleben wollte. Es ist doch schade, jeden Tag die gleiche Stadt und das gleiche Umfeld zu sehen, wenn man auf dieser Welt auch noch viele andere schöne Orte sehen kann. Und natürlich bin ich sehr interessiert an neuen Kulturen, Menschen und einer neuen fremden Sprache. Generell finde ich es sehr spannend, wie Menschen an anderen Orten der Welt so leben und deshalb denke ich, dass ein Auslandsjahr die beste Gelegenheit ist, um diese vielen Erfahrungen zu sammeln.
Levi: Die Welt zu bereisen, war schon seit Ewigkeiten ein Traum von mir. Ich wollte so viel wie möglich sehen, und tolle Erfahrungen im Leben machen. Als dann die Möglichkeit aufkam, schon im Alter von 16 Jahren in ein fremdes Land zu gehen - ganz allein in einer neuen Umgebung – war ich sofort interessiert. Ebenso fand ich das alltägliche Leben in der Schule auch relativ ermüdend. Ich fing an, mir Gedanken über ein Land zu machen, welches spannend wäre, zu besuchen. Zuerst hatte ich mich auf die englischsprachigen Länder begrenzt, da ich das Gefühl hatte, dass mir vieles dadurch erleichtert wird. Jedoch hatte ich nach kurzer Zeit meinen Länderwunsch komplett geändert: Ich wollte nach Japan. Die unglaublich tiefe und reiche Kultur, das beste Essen, das Anime-like Highschool Leben und die schöne Sprache haben mich überzeugt. Und es war die komplett richtige Entscheidung. Meine Erwartungen wurden weit übertroffen.
Lenni: Ich war schon immer sehr an anderen Kulturen interessiert. Und außerdem war für mich die Sprache Englisch als Weltsprache auch immer super faszinierend. Somit war für mich immer klar, es geht in die USA. Ich glaube, mir war schon vor der 5. Klasse, als ich mich für den bilingualen Zweig unserer Schule entschieden habe, klar, dass da mehr ist.
Mein Vater war auch vermehrt im Ausland, besonders während des Studiums und hat es immer bereut, es nicht schon früher gemacht zu haben. Er hat immer gesagt, dass man so eine Chance, wie in der 11. Klasse das Leben eines Jugendlichen in einem anderen Land zu leben, nicht noch einmal bekommt. In Bezug auf das Leben in einer Familie, die Schule, den Sport und alles, was dazu gehört. Wie bereits gesagt, war für mich immer klar, ich will in die USA, ich meine, wer will da nicht hin? Die ganzen Stars, typische Highschools wie in den Filmen. Kanada ist mir zu der Zeit nie in den Sinn gekommen.
Als ich dann 2022 mit meiner Familie im Urlaub in Kanada war, war es für mich klar. Die unfassbar netten Menschen und die Natur haben mich überzeugt. Ich will nach Kanada. Dann ungefähr vor eineinhalb Jahren gab es einen Info-Abend an unserer Schule mit Videos von Schülerinnen und Schülern, die bereits im Ausland waren, Organisationen und Angeboten. Danach habe ich mich hingesetzt und nach Organisationen gesucht. Welche haben das beste Angebot, die besten Vorbereitungen und welche sind am erschwinglichsten. Als ich mich für YFU entschieden hab, ist der ganze Prozess gestartet und jetzt bin ich in Kanada und bereue rein gar nichts.
Natürlich gab es auch immer den Gedanken an meine Freunde und meine Familie und vor allem meine Geschwister und wie sehr ich alle vermissen würde. Aber die laufen ja nicht weg und es gibt immer noch Whats App und Face Time. Und so eine unfassbare Erfahrung zu verpassen, kam für mich nicht in Frage.
Anastasia: In Zukunft möchte ich im Ausland studieren und ich dachte, es wäre eine tolle Erfahrung, ein Auslandsjahr zu machen, während ich noch Schülerin bin. Im Laufe des Jahres lerne ich, allein zu leben, ohne meine Familie, werde unabhängiger und kann mich Herausforderungen stellen. Vor allem sehe ich, wie es ist, im Ausland zu studieren und die Sprache fließend zu sprechen, damit es in Zukunft einfacher wird.
Was war deine größte Herausforderung bislang?
Ronja: Ich glaube, meine größte Herausforderung ist die Sprache, da hier die meisten Leute gar kein Englisch reden, nur wenige in der Schule und meine Gastfamilie ein bisschen, und ich zwar schon immer mehr vom Portugiesischen verstehe, aber das Sprechen nicht so einfach ist und wenn die Lehrer in der Schule ziemlich schnell reden, ist es um einiges schwieriger, den Inhalt zu verstehen.
Anastasia: Zuerst war da eine Sprachbarriere, aber wenn jemand die Grundlagen kennt, denke ich, dass man bald den Dreh raus hat. Eine andere Sache, die ich sagen würde, ist Anpassung, denn ich habe mein ganzes Leben in Georgien gelebt und jetzt muss ich mich daran gewöhnen, hier zu leben.
Levi: Zunächst muss ich erstmal sagen, dass es deutlich weniger Herausforderungen oder Probleme gibt als vorerst gedacht. Da die japanische Kultur und Kommunikation sehr komplex sind, vermutete ich, täglich auf Misskommunikation zu stoßen. Doch das war überhaupt nicht der Fall, denn Gesichtsausdruck und Tonlage entscheiden das meiste und wohl kaum, welche Wörter man benutzt. Doch genau das war dann auch schon die größte Herausforderung, und zwar die Kommunikation mit meiner Gastmutter über einen Chat. Denn ohne Emotionen ausdrücken zu können, haben sich dann Sätze von sowohl meinem als auch ihrem Übersetzer schnell mal empört, sauer oder unhöflich angehört. Das konnten wir aber schnell klären und so gibt es keinerlei Probleme. Ebenso mit der Fremdsprache. Obwohl ich nur sehr gebrochenes Japanisch spreche, funktioniert die Verständigung immer. Mit Schlüsselwörtern und Händen und Füßen kann man fast immer kommunizieren. Und im Notfall kommt dann der Übersetzer zum Einsatz.
Lenni: Eigentlich gab es nicht viele Herausforderungen. Meine Gastfamilie ist unfassbar offen und sehr nett, genauso wie fast alle Kanadier. In der Schule habe ich sehr schnell Anschluss gefunden und sprachliche Probleme gab es fast keine. Natürlich bereiten immer mal wieder ein paar Fachbegriffe Probleme - in Bio zum Beispiel oder es gibt spezifische Wörter, die mir auf Englisch dann nicht eingefallen sind. Aber umschreiben und im schlimmsten Fall Google Übersetzer helfen immer.
Was war das bislang interessanteste Erlebnis im Gastland?
Levi: Es gibt vieles, was mir immer in Erinnerung bleiben wird. Einerseits ist da der erste Schultag, an welchem ich sofort tolle Freunde finden konnte und am selben Abend noch mit diesen essen war, andererseits mit meinen Austausch-Kollegen bei den traditionellen heißen Quellen gebadet habe. Doch was mich bisher am meisten abgeholt hat, waren die Schul-Events, welche in Japan wirklich unglaublich sind. Jede Klasse verwandelt ihren Klassenraum in eine Attraktion. Wo unsere Klasse sich für eine Foto-Shooting-Location entschied, bauten andere ganze Horror-Attraktionen aus ihren Klassenräumen. Die Koch-Kurse eröffneten ein Restaurant und die Schulband sowie der Tanz-Club absolvierten unglaubliche Auftritte. Unvergleichbar mit den Schulfesten, welche wir in Deutschland haben.
Ronja: Das Wochenende auf der Farm meiner Gastfamilie hat mir besonders gut gefallen. Mir wurden verschiedene Früchte gezeigt, die ich probiert habe, und mein Gastvater hat mir die ganze Farm vorgestellt. Im Sonnenuntergang bin ich auf einem See Kajak gefahren und am nächsten Morgen habe ich eine Orange auf dem Rücken eines Pferdes gegessen. Das war total schön.
Gabriele: Ich habe verschiedene Städte besucht – Düsseldorf, Oldenburg, Kiel, Hamburg – die ich sehr schön und interessant fand. Außerdem war ich beim American Football – das ist vielleicht nicht ‚typisch deutsch‘, war aber auch eine coole Erfahrung.
Anastasia: Die interessanteste Erfahrung war, Deutschland zu sehen, wie das Land ist, wie die Traditionen hier sind und wie die Menschen leben. Und dann macht es Spaß, die Länder zu vergleichen und Unterschiede zu sehen.
Lenni: Es war am Anfang super surreal, dass ich jetzt wirklich in Kanada bin. Ich hatte während der ersten zwei Tage mit 50 anderen Austauschschülern ein „orientation camp“. Am zweiten Tag wurde uns gesagt, wir würden eine kleine Bootstour vor Toronto machen. Als wir ankamen, wartete eine Yacht auf uns: Es gab Essen, Getränke und Musik. Diesen Vibe konnte nichts toppen. Wir durften dann den Sonnenuntergang vor der Toronto Skyline erleben; ich glaube, das werde ich nie vergessen.
Welchen Ratschlag würdest du anderen Schüler/innen geben, die ebenfalls ein Auslandsjahr machen wollen?
Lenni: Ich glaube, was ich jedem raten kann, der auch überlegt, ein Auslandsjahr zu machen, ist: Macht es! Es gibt nichts Besseres, als zu merken: Alleine komme ich ja auch klar. Und die gesamte Erfahrung ist die ganzen Zweifel und das Vermissen auch wert. Außerdem würde ich euch empfehlen, euch auf das einzulassen, was eure Organisation euch in Bezug auf die Vorbereitung bietet. Egal, ob irgendwelche Video Calls oder sogar Treffen in anderen Städten mit anderen Austauschschülern. Es macht immer super viel Spaß und auch, wenn ihr vielleicht erst nicht so Lust drauf habt: Macht es trotzdem.
Anastasia: Es gibt viele Dinge, aber ich muss sagen, dass die Schüler/innen mental vorbereitet sein müssen. Sie sollten kommunikativ, aufgeschlossen, unabhängig und immer bereit für Herausforderungen und Schwierigkeiten sein.
Gabriele: Seid nicht schüchtern und versucht, die neue Sprache zu sprechen. Geht auf andere zu und habt keine Angst. Folgt dem Unterricht und beteiligt euch – ihr könnt viel lernen und habt dann vielleicht auch gute Noten. Das ist eine tolle Bestätigung.
Ronja: Ich kann alle, die eine Idee von einem Auslandsjahr haben, ermutigen dieses Abenteuer zu wagen, weil es eine besondere Erfahrung sein wird. Man sollte für alles Neue offen sein und sich trauen und sich einfach auf das neue Leben einlassen und eine tolle Zeit haben.
Levi: Die 11 Klasse ist der perfekte Zeitpunkt, nicht zu alt, nicht zu jung, um eine unglaubliche, unbezahlbare Erfahrung im Ausland zu machen. Denn nach der Schule besteht keine Möglichkeit, ein Schulsystem eines anderen Landes erleben zu können. Es hat etwas unglaublich Tolles, mit Freunden im jugendlichen Alter in einem fremden Land zur Schule gehen zu können. Und natürlich, vielleicht haben einige Angst oder Sorgen, die hatte ich auch. Aber keine einzige dieser Sorgen hat sich bestätigt. Das Gefühl, hier zu sein, ist unglaublich.